Hilfestellung für Weizenbanausen
Einleitung Der immer noch anhaltende Weißbierboom, insbesondere auch in norddeutschen Gefilden, gab uns Anlaß eine kurze Abhandlung zu erstellen, die insbesondere auf die technische Handhabung des Weizenbieres eingeht. So ist zum Beispiel eine unvorstellbare Verrohung der Technik des Einschenkens, vor allem auch durch selbsternannte Fachtrinker", immer wieder zu beobachten.
Beim Studium einschlägiger Literatur ist ein anhaltender Boom der Biersorte Weizen" seit den 70er Jahren zu verzeichnen1. Allerdings ist der Aufwärtstrend des Weizens" im verschlafenen Bochum erst seit Mitte der Achtziger Jahre zu verzeichnen, und dies auch nur durch die aufopferungsvolle Arbeit der zu diesem Zeitpunkt gegründeten Verbindung Weizonia. Man fragt sich womit dieser Ort eigentlich die Ehre Geburtsstätte dieser wohl berühmtesten weizenbiertrinkenden Verbindung zu sein verdient hat. Aber wie so oft bringt gerade größte Not die besten Blüten dieses Landes hervor.
Schauen wir uns die beiden Ursprungsländer der berühmten Biersorte an. In Bayern wird die Sorte als Weißbier bezeichnet, warum bleibt im Dunklen. Früher tranken die Bayern nur dunkles Bier. Nur zum Frühschoppen zog man ein Weißbier vor. Erst als die Preußen im schönen Bayern ihre Urlaube verbrachten und nicht mehr nach Hause wollten, machten sich neue Trinkgewohnheiten im Freistaat breit. Im noch schöneren Württemberg wird die Biersorte, intelligenterweise, aufgrund ihres Ursprungs und Gehaltes Weizenbier oder auch kurz Weiza genannt. Aufgrund einschlägiger Beobachtung der auf diesem Gebiete sehr erfahrenen Autoren wird Weiza im Ländle schon immer gesoffen, ja man kann sogar von einem Mekka des Weizenbieres sprechen. Nicht zuletzt rekrutieren sich zahlreiche Weizonen, auch die überwiegende Anzahl der hinreichend bekannten Gründungsmitglieder, aus diesen beiden süddeutschen Ländern. Die folgende Mitteilung setzt seinen Schwerpunkt auf die Technik des Einschenkens , insbesondere für Anfänger. Abschließend wird kurz auf die Kompressibilität des Weizens und den Einfluß des Brechexponenten eingegangen. Technik des Einschenkens Die Wichtigkeit des Einschenkens kann immer nur wieder betont werden. Zahlreiche Trinker müssen immer wieder der fröhlichen Zecherei ihrer Saufkumpanen neidisch zuschauen während sie frustriert vor ihrem dilettantisch eingefüllten Weizenbierglas hocken und geduldig auf den ewig währenden Abbau des gebirgsartig aufgebauten Schaumes warten. Von den nassen Tischen und Fingern ganz zu schweigen. Aber auch so manch erfahrener Wirt kapituliert vor der komplizierten Technik des Einschenkens, so wird aus der Anfangszeit der Weizonia zu Bochum berichtet, daß bei zahlreichen Kneipenbesuchen die Weizonen ihr Weizen selbst einschenkten um so wenigstens 10 Weizen bis zur Sperrstunde zu schaffen. Schließlich war man damals froh überhaupt eine Gaststätte mit Weizenbier und Weizenbiergläsern zu finden. Die Annalen der Verbindung berichten sogar über eine geradezu mörderische Odyssee durch zahlreiche Getränkemärkte in Bochum um einen Kasten des erlesenen Stoffes für eine kleine Strandparty zu ergattern. Kaum zu glauben, aber so war das in den Achzigern! Lassen Sie sich die Geschichte einmal von einem anwesenden Gründungsmitglied bei diesem Seminar erzählen.
Technik für Anfänger Voraussetzung für das erfolgreiche Einschenken ist das Vorhandensein eines regelrecht geformten Weizenglases mit 0,5 Liter Inhalt. Die immer wieder im Handel auftauchenden 0,3 Liter Gläser eignen sich allenfalls für Kristallweizen oder Weizenbier vom Faß (siehe auch Anhang zum Thema Kristallweizen). Wir beziehen uns bei unserer Beschreibung nur auf das im Winter gebräuchliche Hefeweizen. Die regelrechte klassische Form des Glases erscheint uns unabdingbare Voraussetzung, da nur sie erfolgreiches Einschenken für den Anfänger ermöglicht. Erfahrenen Weizonen gelingt zwar auch das kunstgerechte Einschenken in andere 0,5 Liter Gläser, dies sollte jedoch nur in dringender Not bzw. Ermangelung erfolgen.
Erster Schritt ist die Anfeuchtung des Glases mit kaltem Wasser, ein wichtiger Faktor zur Verhinderung der explosionsartigen Aufschäumung. Nächster Schritt ist die richtige Haltung des Glases, das vor allem bei Anfängern in einem möglichst flachen Winkel gehalten werden sollte. Nun wird die Flasche am oberen Rand des Glases angesetzt und das flüssige Gold langsam eingeschenkt, immer so, daß die Flüssigkeit im Glas bis an den Rand reicht. Im weiteren Verlauf muß der Winkel immer entsprechend erhöht werden um ein Überlaufen zu verhindern. Am Schluß sollte das Glas abrupt aufgerichtet werden um das Erzeugen einer ansprechenden Schaumkrone zu ermöglichen. Vor dem Aufrichten muß aber die am Flaschenboden abgesetzte Hefe aufgeschüttelt werden, die sonst in der Flasche verbleibt, dies führt zu Geschmacks- und Nährstoffverlust. So mancher Laie meinte schon sich einem vermeintlichen Kristallweizen gegenüberzusitzen nur weil er die Grundtechniken des Einschenkens nicht beherrscht. Für das Aufschütteln der Hefe ist selbstverständlich eine gewisse Restflüssigkeit notwendig. Das Aufschütteln erfolgt durch lässiges Rotieren der Flasche aus dem Handgelenk oder durch das Rollen der Flasche auf einer flachen Ebene. Zuviel Restflüssigkeit sollte unbedingt vermieden werden, da man sich sonst insbesondere bei der Rolltechnik auf der flachen Ebene, falls Flüssigkeit ausläuft bis ins Bodenlose blamiert, ganz abgesehen von dem unglaublichen Verlust. Zuviel Restflüssigkeit bei der Rotationstechnik führt zu einer zu großen Schaumkrone, was auch zu einem schmerzlichen Verlust führen kann. Zu bedenken ist, daß ein zuwenig an Restflüssigkeit zu einer nur kargen Schaumkrone führen kann, was einer kunstgerechten Einschenktechnik nicht würdig ist. Es wird somit klar, daß das richtige Einschätzen der Restflüssigkeit viel Übung und Erfahrung benötigt. Letzter Schritt ist das Zuprosten und Trinken, auch zech wech" oder wechdrücken" genannt.
Technik für Fortgeschrittene (Sturztechnik) Bezüglich des Glases und des Anfeuchtens gilt das gleiche wie oben beschrieben. Zum Einschenken wird das Glas aber nur relativ geringgradig angewinkelt und die Flasche sodann hineingestürzt bis der Flaschenhals nahezu den Boden des Glases erreicht. Dann wird die Flasche kontinuierlich hinausgezogen, wobei nicht zuviel Luft zwischen Flaschenauslauf und Oberfläche des bereits eingeschenkten Weizens gelangen darf um ein übermäßiges Aufschäumen zu verhindern. Aufschütteln der Hefe und Bildung der Schaumkrone entspricht der Technik wie oben beschrieben, wobei es dieser Anmerkungen beim Fortgeschrittenen eigentlich nicht mehr bedarf. |
Zu bedenken ist, daß diese Technik nicht bei jeder Sorte
sicher angewendet werden kann. Bei dem in Kreisen der Weizonia üblichen
Erdinger-Weißbier ist die Anwendung für den Erfahrenen möglich. Aufgrund unserer
Recherchen ist auch das, allerdings in Fachkreisen als Rarität geltende, Unertl-Weissbier
aus Hag bei Wasserburg sehr geeignet für diese Technik2. Beispiele für
technisch schwierige Handhabung sind das Weizenbier von Alpirsbacher Klosterbräu, das
allerdings nur kurz auf dem Markt war, und das Kristallweizen von Fürstenberg. Für das Prosten und Antrinken des frisch eingeschenkten Weizens verwenden die Weizonen eine spezifische Technik, deren Beschreibung den Rahmen dieses Artikels sprengen würde. Sie werden diese sehr spezielle Technik des öfteren während dieses Seminars beobachten können. Insgesamt sind diese Techniken nur Weizonen und sehr erfahren Weizenbiertrinkern zu empfehlen.
Bei Bedarf wird ein Praktikum Einführung in die Einschenktechnik für Anfänger und Fortgeschrittene" im Rahmen dieser Fortbildungswoche angeboten, unter der Leitung des ehemaligen Barkeepers des Offizierskasinos Erding und Weizonen Steffen Smily" Rohrig.
Geplant ist zudem eine Vorführung gleichzeitiges Einschenken von 4 Weizenbieren" durch Smily, bei der der ehemalige Barkeeper Einschenktechnik in höchster Vollendung demonstrieren wird.
Kompressibilität von Alkohol (Weizenbier) und Einfluß des Druckes auf den Brechexponenten
Ein Weizenbier läßt sich in der Regel problemlos im Magen komprimieren, für den Geübten auch wenn es in einem Zug getrunken wird. Beim Kristallweizen gibt es allerdings für manches Individuum Schwierigkeiten, hier kann der Brechexponent zum Tragen kommen.
Für den Erfahrenen ist sogar das Hinabstürzen über Trichter und Schlauch möglich, wie unser diesjähriger Organisator aus Erfahrungen mit der australischen Schafzüchter-Schlampe in Wengen zu berichten weiß.
Bekanntermaßen besteht auch das Aufnahmeritual der Weizonia in der Kompression eines Weizenbieres auf ex. Ein Erbrechen unmittelbar nach dem Ritual ist mit einem Nichtbestehen der Prüfung gleichzusetzen und gilt in Weizoniakreisen durchaus als geradezu verabscheuungswürdiges Verhalten. In der mittlerweile 12-jährigen Geschichte der Weizonia gibt es nur einen Fall eines überhöhten Brechexponenten. Nach einer feierlichen Aufnahmezeremonie am 26.03.1993 zu Huben (Österreich) kam es bei dem Aufnahmekandidaten zu einer rasanten Erhöhung des Brechexponenten, der schließlich den Tonus des oberen Ösophagussphinkters überstieg und zu einem schwallartigen Ausstoß des kostbaren Stoffes führte. Da dies aber außerhalb der damaligen Unterkunft geschah wurde die Aufnahme damals unter gewissen Vorbehalten anerkannt3. Zwischenzeitlich ist es zu einem Ausschluß des besagten ehemaligen Mitgliedes gekommen, aufgrund von Passivität und ungenügendem Weizenbierkonsum, wie schon so manchen dieses Schicksal ereilte4.
Kompressibilität und Brechexponent unterliegen somit interindividuellen Schwankungen, sollten aber von Weizonen bzw. erfahrenen Weizenbiertrinkern durchaus beherrschbar sein. Anhang 1. Kristallweizen: Kristallweizen wird zumeist nur im Sommer getrunken, in Württemberg aber auch über das ganze Jahr. Über die Zitronenscheibe im Kristallweizen gibt es unterschiedliche Ansichten, im Hefeweizen ist sie nach unserem dafürhalten obsolet. Die Einschenktechnik muß beim Kristallweizen etwas modifiziert werden, so entfällt naturgemäß das Aufschütteln. Desweiteren ist die Winkelung und Aufrichtung des Glases mit erhöhter Vorsicht durchzuführen, aufgrund des hohen Kohlensäuregehaltes. Die Aufteilung eines Kristallweizens in zwei 0,3 Liter Gläser ist möglich, wenn auch nur bei Damen beliebt. Ansonsten kommen 0,3 Liter Gläser allerhöchstens bei Weizenbier vom Faß zum Gebrauch. 2. Sorten: Der Konsum größerer Mengen folgender Weizenbiersorten ist bei der Weizonia dokumentiert3,4. Zunächst das wegweisende Erdinger-Weissbier, Inhaber Familie Brombach, die sogar den Sprung nach USA gewagt haben - und das mit Erfolg. Als Gründungsweizen ist das dunkle Pikantus" Bockweizen von Erdinger Weissbräu verzeichnet3. Des weiteren Ulmer Weissbier, Schneider Weisse, Gutmann Hefeweizen (Titting!), Karg Weizen, Hasenbräu (der weiße Hase"), Riegele-Weizen, Paulaner, Kulmbacher, Maisel Hefeweizen, Patrizier sowie König Ludwig dunkles Weissbier. 3. Zechtouren: Gewarnt werden muß vor Zechtouren mit sehr erfahrenen Weizonen, insbesondere unter dem Eindruck kasuistischer Beschreibungen5,6. Literatur:
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